Philharmonischer Chor Kiel

E.T.A. Hoffmanns lebendige Musik

Kieler Nachrichten, 06.02.2010

Philharmonisches Orchester und Chor unter Maiwald im Mozart-Konzert

[...] – Goethe zeigte sich irritiert, Romantiker und Vormärzler wie Chamisso oder Heine aber erkannten das unerhört Neue, das in E.T.A. Hoffmanns künstlerischem Schaffen steckte. In der Musik, Hoffmanns eigentlicher Leidenschaft, wäre das nicht anders gewesen, denn der verhinderte Komponist dachte Mozarts Schaffen weiter, nahm in wenigen Werken noch zu Lebzeiten Beethovens vorweg, was erst bei Berlioz, Weber und Schumann aufblühte. Nur Beachtung fand es nicht.

Im Mozart-Konzert der Musikfreunde Kiel aber kam all das am Donnerstag eindrucksvoll zur Geltung: Der Dirigent David Maiwald, Chordirektor an der Oper Kiel, präsentierte mit dem Miserere b-Moll von 1809 eines der überlieferten Hauptwerke Hoffmanns – und zwar so lebendig, dass da nicht das verschwiemelte Buß-Psalm-Gebet eines frustrierten Bamberger Kapellmeisters zu hören war, sondern ein kleines Meisterwerk voller innovativer Ideen.

Der gut austarierte, reaktionsfreudig präsente Philharmonische Chor Kiel verschmolz klanglich sanft mit den hellhörigen Partnern vom Philharmonischen Orchester. Die überraschenden Harmonie- und Stimmungswechsel, die hakeligen großen Fugen, der schwarz gähnende Abgrund menschlichen Frevels und das erlösende Erstrahlen des himmlischen Jerusalem gelangen wie selbstverständlich. Maiwald wählte vorwärts drängende Tempi und erreichte so positive Frische in einer auffällig lichten Interpretation. [...]

Zuletzt geändert am 17.03.2011