Kieler Neueste Nachrichten, 04.10.1922
Das 1. Volkskonzert des „Vereins der Musikfreunde“ bot einen Brahms-Abend, der im wesentlichen eine Wiederholung der Wewrke bescherte, die anläßlich der Kieler Herbstwoche zur Aufführung gelangt waren. Die drei Brahmsschen Chorwerke (gesungen vom Oratorienverein) „Nänie“, „Rhapsodie“ und „Schicksalslied“ ergaben in ihrer unmittelbaren Aufeinanderfolge ein Bild der Brahmsschen musikschweren Nachdenklichkeit. Die Zuhörer wurden auf die gleiche Schwere eingestellt, so daß die D-dur-Symphonie vielen eine Erfrischung war. Sie wurde angeregt gespielt. Dn Abend leitete in bewährter Weise Professor Stein. Maria Olszewska sang vier Brahmslieder zum Klavier, unter denen die ersten drei zu den bekanntesten gehören, die von allen Gesangbeflissenen gesungen zu werden pflegen. „Von ewiger Liebe“, „Auf dem Kirchhofe“, „Mainacht“ sind Lieder, die im und vom vielen Musizieren ziemlich mitgenommen werden. Dann ist es gut, wenn wieder ihr schlackenloses Bild von berufener Kraft gezeigt wird. War die Solistin auch nicht in ihrer besten Verfassung, so erweckte sie doch bei den beifallsfrohen Zuhörern Zustimmung, für die sie mit einer Zugabe dankte. S—g.