Philharmonischer Chor Kiel

Kieler Neueste Nachrichten, 25.05.1919

Eine musikalische Trauerfeier veranstaltete gestern abend der Oratorien-Verein in der St. Nikolaikirche zum Gedächtnis unserer Gefallenen. „Niemand hat größere Liebe, denn der sein Leben lässet für die Brüder“. Diese Worte standen unter dem von von Hans Ralfs gezeichneten Bilde auf dem Programm: von der umdüsterten Weltensonne hebt sich der Gekreuzigte ab, der herniedersieht auf den Engel des Todes, in dessen Armen der gefallene Krieger ruht. Unter diesem Zeichen stand die Vortragsfolge der musikalischen Trauerfeier: Aus Händels Oratorium „Saul“ der Trauermarsch und Klagechöre. Zu Hölderlins „Schicksalslied“, daß die Menschen blindlings von Klippe zu Klippe geworfen werden, daß die seligen Augen in stiller ewiger Klarheit blicken, gab Brahms eine Musik in weichen, weihvollen, dann wieder stürmisch sich aufreckenden Akkorden. Dann folgt Beethovens „Heldensymphonie“ mit ihrer großen Trauerklage. Dann ertönt die „Trauermusik“, ein „Tombeau“ von Johann Sebastian Bach, deren beide Teile unterbrochen wurden von einer Ansprache des Pastors C o r n i l s, dessen Worten die Versammlung ergriffen und in schmerzlicher Andacht zuhörte. Prof. S t e i n leitete die Aufführung, die in dem sicher singenden C h o r und dem O r ch e st e r des „Vereins der Musikfreunde“ ihre festen Säulen und in der Sopranistin Emmy H i t z e g r a d, der Altistin B r i e s e m e i st e r-Beckershaus und dem Bassisten E g g e r t gute Hilfen fand.

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