Kieler Neueste Nachrichten, 16.12.1920
Beethovenfeiern in Kiel
Das 1. Volkssymphonie-Konzert des „Vereins der Musikfreunde“ erfreute sich zahlreichen Besuches. „Beethoven“ war das Zauberwort, das die musikfreundlichen Menschen zusammenkommen ließ. Dem Gedächtnis Beethovens gehört die Woche und Opfer werden ihm dargebracht mit mannigfacher Aufführung seiner Werke. Die Egmont-Ouvertüre, das Es-dur-Klavierkonzert und die Neunte Symphonie waren die Gaben des Abends. Die rechte Stimmung der Ergriffenheit wollte sich diesem Beethoven-Konzert nicht mitteilen. Es brachte das große, stürmische Grundgefühl, das die Menge zu einer Gesellschaft macht und zu einem Herz und einer Seele, nicht zu voller Entfaltung. In der Egmont-Ouvertüre ereignete sich mancherlei Störendes. Das Kieler Bild der Neunten Symphonie steht schon so fest seit der „Herbstwoche“, daß sich Neues nicht ereignen mag. Die Solisten waren Frl. Anna Hesse, Frau Briesemeister-Beckershaus, Herr von der Heydt und Herr Eggert. Herr Glas spielte das Es-dur-Konzert, ein Könner am Klavier, ein Meister reinen, sauberen Spiels der Hände, eine hingebende Seele an Beethovens Geist und Art. Reicher Beifall war der Lohn, der auch verdientermaßen Herrn Professor Stein zuteil wurde, der mit nie ermüdender Arbeitskraft seinen Chor und das Städtische Orchester zusammenschweißte — allesamt Arbeiter im Weinberge Beethovens. Am Freitag wird die Missa solemnis folgen und die großzügige Feier des Beethoven-Gedenkens im dritten Symphonie Konzert des „Vereins der Musikfreunde“ krönen. S—g.