Philharmonischer Chor Kiel

Kieler Neueste Nachrichten, 13.10.1923

Max-Reger-Feier.

Geistliches Konzert.

Das am Donnerstagabend vom „Verein der Musikfreunde“ in der bis auf den letzten Platz gefüllten St. Nikolaikirche veranstaltete Geistliche Konzert wies eine überaus wirkungsvolle, in das Schaffen Max Regers weitere tiefe Einblicke gewährende Vortragsfolge auf und wurde durch das von Oscar Deffner meisterlich gespielte schwierige Präludium E-moll von Joh. Seb. Bach stimmungsreich einge­leitet. Unter der umsichtigen Leitung von Professor Dr. Fritz Stein sang der A-cappella-Chor des Oratorienvereins mit warmer Hingabe und schöner Klangwirkung drei glaubensinnige alte Kirchenweisen aus Opus 138 des verstorbenen Meisters, den frommen Sang der Kreuzfahrer, „Unsrer lieben Frauen Traum“ und das Nachtlied von P. Herbert, lauter streng, schlicht und wohldurchdacht gesetzte Tonstücke von eigenartiger Schöne. Mit Recht war die tiefernste, mit ihrer gefühlsstarken Resignation und ihrer gläubigen Versonnenheit wahrhaft ans Hers packende Motette Regers in die Mitte des Konzerts gestellt. Es gelang dem A-cappella-Chor sehr gut, die Fein­heiten der Stimmführung, die Klarheit der Einsätze, die Schönheit des Unisonoteils und vor allem die Weichheit leidvoller Wehmut und verhaltenen Todesgrauens dieser wundersamen Tonsetzung zu edelschönem Ausdruck zu bringen. Auch die im Laufe des Abends gebotene Wiederholung der Motette war im Zusammenklang der schönen Frauen- und Männerstimmen, wie auch in Aussprache und Tonbildung vortrefflich und von eindringlicher Wirkung. Die umfang­reiche gegensatzreiche und in ihrer Architektonik schier unüber­treff­liche zweite Orgelsonate D-moll, sowie die prächtige, das Refor­mationslied bald mit zierlichem Tauwerk umrankende, bald in vollen Akkorden erbrausen lassende Phantasie Opus 27, von Oscar Deffner mit feinsinniger Registrierung und entwickelter Technik gespielt, gaben dem schönen Konzert einen weihevollen Abschluß.

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