Philharmonischer Chor Kiel

Kieler Neueste Nachrichten, 04.04.1926

Passionsmotette in der Nikolaikirche. Am Gründonnerstag sang der A-cappella-Chor des Kieler Oratorienvereins unter der Leitung von Professor Stein in der Nikolaikirche zu Kiel köstliche Gesänge. Von Johannes Brahms kamen die achtstimmig gesetzten „Fest- und Gedenksprüche“ zur klangschönen Aufführung. Es folgten von Heinrich Kaminski das Opus 1, der 130. Psalm, und von Kurt Thomas das Opus 1, die Messe in A-Moll für Solostimmen und zwei Chöre a cappella. Beide Werke wurden schon eingehend hier gewürdigt. Immer wieder neue Schönheiten offenbaren sie in der Großzügigkeit ihres Wesens. Sie entstammen dem Mysterium, das die Schaffensatmosphäre des Opus 1 bei so manchem Komponisten mit seltsamer Kraft erfüllt. Beide Werke wurden mit größter Hingebung gesungen. Teile der Thomas-Messe erklangen wie in Verzückung. Mitglieder des Chores sangen auch die Solostimmen, und zwar in so vortrefflicher Weise, daß diese Leistungen besonders hervorgehoben und anerkannt seien. Ihre Namen waren nicht genannt. Das war bezeichnend für den Geist dieses Messe-Singens, bei dem es nur auf Werk und Darstellung ankommen sollte. Das aber ist schön gelungen. — Organist Deffner spielte eingangs Bachs stolze C-Moll-Passa­caglia und Fuge und dann Vorspiele zu Passionschorälen von Bach und Reger. Er bot ein klar phrasierendes, in der Registerbehand­lung sorgsam abgetöntes Spiel. S—g.

Zuletzt geändert am