Die Welt, 24.04.1973
Die Sopranistin dominierte
Verdis Requiem unter Klaus Tennstedt in Kiel
Eine überzeugende Aufführung von Verdis „Messa da Requiem“ unter Klaus Tennstedt war im 7. Kieler Philharmonischen Konzert zu hören: Das Solistenquartett war mit Enriquetta Tarrés, Elisabeth Steiner, Anton de Ridder und Günter Reich hervorragend besetzt. Am meisten wußte dabei die Tarrés zu fesseln. Jeder Einsatz, jede Phrase wurden bei ihr zum Hörerlebnis. Die Intensität ihrer Textgestaltung war bewundernswert, ebenso der Glanz ihres makellos geführten Soprans, der im Pianissimo wie auch im Fortissimo biegsame Geschmeidigkeit und durchdringende Tragfähigkeit besitzt.
Beifall galt auch den übrigen Solisten: Elisabeth Steiners prachtvoller Alt konnte sich besonders im „Dies irae“ und „Lux aeterna“ entfalten. Prachtvoll disponiert Anton de Ridder in der Tenorpartie, und auch Günter Reich, dessen sonorer Baß das sichere Fundament des Quartetts bildete, bot eine überzeugende Interpretation.
Gut studiert waren der Städtische Chor und der Chor der Bühnen der Landeshauptstadt (Chordirektor Peter Heinrich), obwohl eine leichte Überforderung aus dem manchmal forcierten Klang herauszuhören war. Im Philharmonischen Orchester dominierten die Streichergruppen. Klaus Tennstedt am Pult inspirierte das Orchester zu dramatischer Aktion und voluminöser Klangfülle. Jörg Wenzlaff
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Siehe auch E. NEUENDORF