Philharmonischer Chor Kiel

Kieler Nachrichten, 03.12.1990

Strauss und Danzi mit Mozart vereint

Die Reihe der Mozart-Konzerte in der Petruskirche, die der Verein der Musikfreunde mit großem Erfolg organisiert, macht es sich zur Aufgabe, diejenigen von der Aufführungspraxis oftmals vernachläs­sigten Stationen zu rekonstruieren, die sich auf ihren Namenspatron mehr als zufällig beziehen. Dabei überrascht immer wieder die Vielfalt der Ereignisse.

Richard Strauss schrieb seine Bläserserenade op. 7 in seiner Früh­zeit, als er noch unter der strengen Obhut des Vaters, eines Horni­sten übrigens, vor dem Einfluß der „Norddeutschen“ bewahrt wurde. Das einsätzige Jugendwerk steht in der Tradition der Divertimenti und Serenaden, wie sie der von Strauss zeitlebens besonders geschätzte Mozart zu einer ersten Blüte gebracht hatte.

Strauss‘ ingeniöse Sicht der Gattung führten die Bläser des Phil­harmonischen Orchesters unter Klauspeter Seibels Leitung mit großer Sorgfalt vor. Mit schönem Erfolg suchte man den intensivierten klang­lichen Ausdruck, ohne dafür die Stimmentransparenz zu opfern. Und das rechte Maß zwischen einzelnem Detail und gemeinsamem Span­nungsverlauf, durch gewissenhafte Dynamik konturiert, hatte zehn Minuten angenehmster Abendunterhaltung zur Folge.

Nicht nur dem Theaterkapellmeister, auch dem Komponisten Franz Danzi lag Mozart am musikalischen Herzen. Davon zeugen nicht zuletzt die Don Giovanni-Variationen im Schlußsatz seines A-Dur-Cello­konzertes. Der junge Claudius Herrmann fand für das virtuose Stück warme und empfindsame Töne. Technisch ohne Makel, setzte er sich vor duftigem Orchesterklang für das Werk ein. Herrmanns selbst bei technisch Aufwendigem stets lyrischer Ton, sein Bestreben, auch blo­ßem kompositorischen Raffinement weitere Bedeutsamkeit abzuge­winnen, fand im seltsam müden Applaus der ausverkauften Petrus­kirche keine angemessene Resonanz.

Mozarts C-Dur-Messe KV 257 geriet zu einem Triumph des Städti­schen Chors. Er war von Imre Sallay so trefflich vorbereitet worden, daß er GMD Seibels wirkungsvoll forcierte Tempi ebenso gewandt und präzise realisierte wie bei aller schlichten Knappheit die Farb- und Stimmungswerte sowie eine für diese Chorgröße frappierende Dyna­mik. Während die Solisten — mit Kirsten Blanck, Rachelle Perri, Björn Jensson und Rainer Böddeker fast eine komplette Cosi-fan-tutte-Quar­tettbesetzung — dem Chor den Erfolg ohne übertriebenes Engage­ment überließen, stützten die Philharmoniker den choralen Höchstein­satz mit den schlank geführten, prägnanten Beiträgen eines aufge­lockerten Spiels. T. K.

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