Kieler Nachrichten, 28.04.1980
Anspruchsvolles Programm
5. Kinder- und Jugendkonzert im Kieler Opernhaus
Zum fünftenmal in dieser Saison bot der Kieler Kapellmeister Winfried Petzold, zusammen mit dem Philharmonischen Orchester der Stadt Kiel, im Opernhaus jungen Leuten die Gelegenheit, sich mit diesem oder jenem Werk der Musikliteratur und dessen Drum und Dran vertraut zu machen.
Zunächst wurde Neil Fellows, der aus England stammende 1. Hornist des Orchesters, begrüßt und interviewt. Er erzählte eine lustige Geschichte über die Art, wie er zum „Horn“ kam, nämlich fast wie die Verführte zum Kind. Dann war allerlei über den familiären Hintergrund und die frühen Schritte von Richard Strauss, Sohn eines Münchner Hornisten zu erfahren. Nur über die Ausdrucksmöglichkeiten, die Blastechnik und die Herkunft des Instruments wurde leider nichts gesagt. Die Aufmerksamkeit selbst der Jüngsten war dennoch geweckt; man verfolgte nun das 1. Konzert für Horn und Orchester, das der 18jährige Strauss noch ganz in traditioneller Manier komponierte. Neil Fellows machte dabei nicht nur nicht die gerade bei Hornisten leicht möglichen Patzer und Kickser; er brachte einen ausgesprochen warmen, sanften Glanz in sein Instrumentalsolo, ohne dem Kernig Kraftvollen an anderer Stelle etwas wegzunehmen.
Schwieriger hatte es Ekkehard Prieß, den Kindern die „Spatzenmesse“, Mozarts Missa brevis KV 220, nahezubringen. Der große Städtische Chor hatte sich, akustisch unvorteilhaft, auf der Bühne hinter dem Orchester aufgestellt. Vom Opernhaus dabei waren die Gesangssolisten Ute Puhst, Gustl Braun, Artur Friesen und Roland Friedrich. Eberhard Schenk dirigierte. Immerhin, der Versuch, im Theater in die Liturgie der christlichen Messe eingeführt zu werden, dürfte so bald nicht wiederkommen. Natürlich wurde auch auf den versteckten, herausfordernden Protest Mozarts gegen den „bösen“ Erzbischof Colloredo und seinen „kurzen Salzburger Geschmack“ hingewiesen. Der Kirchenmusik tat‘s keinen Abbruch.
ndf