Philharmonischer Chor Kiel

Kieler Nachrichten, 14.05.1984

Mozart mit bestechender Präzision

Fünftes VdM-Konzert mit dem Städtischen Chor in der Kieler Petrus-Kirche

KN: ENNO NEUENDORF   Kiel

Mit dem fünften Konzert in der Petrus-Kirche schloß der Verein der Musikfreunde die erfolgreiche Reihe seiner Mozartkonzerte in dieser Saison ab: Es brachte mit der letzten Konzertkomposition und mit der letzten in und für Salzburg geschriebenen feierlichen Messe zwei bedeutsame Werke, die dank einer sorgfältigen Interpretation ihre Wirkung nicht verfehlten.

Das Klarinettenkonzert A-Dur KV 622 gestaltete Kiels Soloklarinet­tist Gunnar Taubitz in seiner bekannten, hochdifferenzierten Art, besonders also in unterschiedlich dynamischer Gewichtung ähnlicher Passagen und in einem musikalisch lebendigen Duktus, der auch die Vorzüge seines Instruments in den verschiedenen, von Mozart bewußt nur in großen Sprüngen zu erreichenden Lagen herausstellte. All dies vor dem Hintergrund des zurückhaltend begleitenden Orche­sters der Kieler Philharmoniker, das Dirigent Martin Pickard zu einem luftigen und federnden, in der Petrus-Kirche besonders weich gebet­teten Klang animiert hatte, einem Klang von flirrender, auf die Bässe verzichtender Transparenz geradezu, wie etwa am Ende des liedhaf­ten Mittelsatzes.

Der über 80 Mitglieder starke und ebenfalls von Martin Pickard einstudierte Städtische Chor Kiel kam ins Bild zur Aufführung der Missa solemnis C-Dur KV 337. Diese für den Dom in Salzburg bestimmte Musik, die die Unterbrechung nach dem Gloria mit der eingeschobenen Kirchensonate C-Dur KV 329 für Orchester, Bläser und Orgel übrigens gut vertragen konnte, gehört zu dem Typ von Mozarts straff geführten, den liturgischen Text mit möglichst wenigen Federstrichen abhandelnden Messen. Nichts desto weniger finden sich in ihr aber auch viele Freiheiten, Andeutungen und Abweichungen vom Üblichen, die Mozarts Auftraggeber vielleicht geärgert haben mögen. Der Chor brachte die Frische und Freudigkeit dieses Mozarts in machtvollem Glanz und bestechender Präzision heraus. Er wettei­ferte so mit dem Vokalistenquartett die Kieler Opernsänger Hedi Klebl, Gerlinde Adler, Raimo Sirkiä und Joachim Seipp. Nur die Sopranistin hatte Mozart mit ausdrucksvollen Solopassagen bedacht, vor allem in Benedictus und in Agnus Dei, wo Hedi Klebl das warme Timbre und die Leuchtkraft ihrer Stimme kräftig zur Geltung bringen konnte.

Zuletzt geändert am