Philharmonischer Chor Kiel

Der Nordschleswiger, 21.05.1964

Ein unaussprechlicher Friede

Brahms „Deutsches Requiem“ im Abschlußkonzert des Nordmark-Sinfonie-Orchesters in Flensburg

Mit einer Aufführung von Brahms' „Requiem“ schloß das Nordmark-Sinfonie-Orchester den Konzertwinter würdevoll und gewichtig ab. Es war unter der Leitung von Heinrich Steiner eine ausgewogene und von edlem musikalischem Ausdruck erfüllte Wiedergabe, die den unaussprechlichen Frieden, die verschattete, nur einmal machtvoll ausbrechende Trauer und den milden Trost, die das Werk durchzie­hen, in aller Eindringlichkeit hervortreten ließ. Einmal mehr bewährte sich die nun schon fast zur Tradition gewordene Zusammenarbeit zwischen den städtischen Chören von Flensburg und Kiel, die von Josef Beischer und Heinrich Blum (Flensburg) sowie von Christian Süss (Kiel) sorgfältig vorbereitet worden waren.

Heinrich Steiner gelang es, die vereinigten Chöre wirklich zusam­menzuschweißen und ihnen ein Höchstmaß an Klangvolumen und Tonschönheit, auch im Piano, das bei Laienchören ja oftmals farblos klingt, abzugewinnen. Kleinere Schwankungen und Unausgeglichen­heiten zwischen den einzelnen Stimmgruppen wurden geschickt aufgefangen. Auch der Kontakt mit dem mit schönem brahmischem Nachdruck spielenden Orchester war durch Steiners souveräne Disposition (er dirigierte das Werk auswendig) stets gewährleistet.

Mit Kim Borg und Elisabeth Grümmer hatte man zwei hervorra­gende Interpreten für die beiden Solopartien gewonnen. Kim Borgs profunder, ausdrucksmächtiger Baß vermied alle opernmäßigen Dra­matisierungen und erfüllte den Bariton-Part mit schlichter Inbrunst und Ergriffenheit, Elisabeth Grümmers kostbare Sopranstimme, die beginnende Mürbe durch eine überlegene Technik meisternd, lieh dem tröstlichen Solo des fünften Satzes die strenge Lieblichkeit, der es hier bedarf.

Das Publikum spendete allen Mitwirkenden, nach einer angemes­se­nen Pause des Schweigens, langanhaltenden, herzlichen Beifall, in dem auch der Dank für eine an Höhepunkten reiche Saison des Nordmark-Sinfonieorchesters mitschwang. G. Rohde.

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Siehe auch Bernhard Nierth

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