Philharmonischer Chor Kiel

Kieler Nachrichten, 02.12.1996

Glanzvoller Chor

Mozarts „Krönungsmesse“ in der Petruskirche

Auch, wenn man sich in der Mozart-Forschung mittlerweile recht sicher ist, daß Mozarts Missa C-Dur KV 317 nicht für die Messe zur Krönung des Gnadenbildes in der Wallfahrtskirche Maria Plain bei Salzburg entstanden ist, sondern für den Salzburger Dom, so wird das 1779 entstandenen Werk wohl auch weiterhin unter dem Titel Krönungs­messe gehandelt werden. Aber Krönung hin, Krönung her: Die Missa ist einfach ein wunderbares Werk.

Am Sonnabend stand sie im Rahmen des vom VdM ausgerichteten 2. Mozart-Konzertes in der Petruskirche gewissermaßen im Zentrum der Programmfolge, bildete sie gleichsam den krönenden Abschluß. Die Gesamtleitung von Frank Meiswinkel stellte dabei sicher, daß dem Städtischen Chor Kiel, seinem Hausensemble, genügend Aufmerksamkeit zuteil wurde, und das berüchtigte „Nachhinken“ des Chores hinter dem Orchester ausblieb. Im Gegenteil: Meiswinkel schien seinen Chor weitaus besser unter Kontrolle zu haben als das Kieler Philharmonische Orchester, das sich an diesem Abend ohnehin nicht von seiner besten Seite zeigte. Gerade im Credo kam es zu nicht unerheblichen Tempodivergenzen zwischen Chor und Orchester, wofür der Meiswinkels Dirigat aufmerksam folgende Chor jedenfalls nicht verantwortlich gemacht werden kann.

Überhaupt gefiel der Städtische Chor durch seine ausgewogene, akzentuierte, intonationssichere und überaus textdeutliche Wiedergabe. Und auch das Solistenquartett glänzte durch Homogenität, die es eigentlich schwer macht, eine einzelne Stimme besonders hervorzuheben. Am unauffälligsten sicherlich der Alt Christa Forséns, was keinesfalls negativ zu verstehen ist und sich mit in der Partie selbst auch begründet.

Im übrigen ist ist es ja auch durchaus eine Konst, so im Ensemble zu singen, daß man eben nicht auffällt. Bernd Gebhardt, Baß, wußte sich klug zurückzunehmen und stand dem wohltuend schlichten Tenor Martin Fleitmanns an Lebendigkeit nicht nach. Ute Hallaschka schließlich verlieh mit ihrem dunkel abgetönten Sopran ihrer Partie zwar eine sehr eigenständige Note, ließ im Agnus Dei aber etwas an Ausdruckstiefe vermissen – ein hellerer und leichterer Sopran steht der Psartie gemeinhin besser an.

Rezitativ und Arie für Sopran und Orchester KV 272 (Ah, lo previdi), die vor der Missa erklangen, wußte Hallaschka hingegen mit dramatischem Leben zu füllen, auch wenn der Programmpunkt für sich genommen, etwas unvermittelt über die Zuhörer hereinbrach. Denn zuvor hatte man mit Cherubinis einziger Symphonie, der Sinfonia in D von 1815, eigentlich niemandem einen Gefallen getan. Die recht skizzenhafte Interpretation durch die Kieler Philharmoniker vermochte kaum Interesse an einem Werk zu wecken, auf das man so auch gern hätte verzichten können.

MATTHIAS LEHMANN

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