Philharmonischer Chor Kiel

Kieler Nachrichten, 4. Juni 2007

Mit Sänger-Charisma und orchestraler Angriffslust

Großer Applaus für das 6. Mozart-Konzert in der Petrus-Kirche

Von Oliver Stenzel

Kiel – Man sollte mit großen Lobesworten nicht verschwenderisch umgehen, aber wenn ein Abend triumphal verläuft, dann darf das nicht verschwiegen werden. Glücklich war also, wer sich am Freitag beim 6. Mozart-Konzert in die Petruskirche begeben hatte, denn hier konnte einem streckenweise der Mund offen stehen bleiben. Den jung besetzten, agriffslustig aufspielenden Kieler Philharmonikern zuzu­hören, war vom ersten Programmpunkt an aufregend. Unter dem historisch informierten Taktstock von Generalmusikdirektor Georg Fritzsch hörten sich die drei Stationen aus Mozarts Ballettmusik zu seiner Oper Idomeneo KV 367 sehr nach Originalklang an. Der Sound des Orchesters dabei: aufgerauht, holzig, trocken – jeweils im guten Sinne des Wortes. Die Musik schien in jedem Satz zu vibrieren, und das Orchester agierte etwa in der Gavotte wunderbar geladen, als sich im entspannten Tänzeln immer wieder Aufruhr regte.

Die Programmmitte geriet zum Sänger-Parcours für aktuelle und ehemalige Ensemblemitglieder der Kieler Oper: Heike Wittlieb überzeugte in der Sopran-Arie Laudamus te aus Mozarts Missa c-Moll KV 427 vor allem mit gut fokussierten Koloraturen und gab das Zepter dann an ihre Kollegin Anne-Carolyn Schlüter weiter. Deren ausgegli­chenen Mezzosopran zu hören, war ein wenig, wie die Kraft und Anmut einer Meereswelle zu erleben. In der Mozart-Arie Voi avete un cor fedele KV 217 schien die Musik wie von selbst zu klingen, wobei Schlüter mit stupender Technik ebenso wie mit sängerischem Charisma faszinierte. Ein erstaunliches Wiederhören einer schlicht und ergreifend wunderschönen Stimme also, die sich im letzten Programmpunkt, Mozarts Missa solemnis C-Dur KV 337, homogen in den überzeugenden Solistenverbund eingliederte, den Schlüter hier mit Wittlieb, dem Tenor Steffen Doberauer und dem Bass Hans Georg Ahrens bildete.

Unter Fritzschs forderndem Dirigat boten die kontinuierlich auf Jubiläumsniveau spielenden Philharmoniker den Sängern wie auch dem Städtischen Chor (Einstudierung: Bettina Rohrbeck) hier eine sichere Basis und packendes Geleit. Beeindruckend, wie die nur sehr selten frei tosenden Chorenergien dabei katalysiert wurden. Unausweichlich großer Applaus für einen Abend, an dem mit hundert Prozent und mehr musiziert wurde.

Zuletzt geändert am 20.03.2018