Philharmonischer Chor Kiel

Kieler Nachrichten, 21.11.2016

Erneut rege Begeisterung für Reger

Kontrastreichtum auch bei Schumanns Missa Sacra

VON ANNA STRUCK-BERGHÄUSER

KIEL. Wieder einmal stand in Kiel ein Wochenende ganz im Zeichen des Reger-Jahres. Den beiden Aufführungen des Requiems in der Ansgarkirche wurde am Sonntagvormittag im 3. Philharmonischen Konzert ein weltlicher Kontrapunkt gegenübergestellt: Unter Leitung von GMD Georg Fritzsch warteten die bestens aufgelegten Philharmo­niker mit Regers beliebten und häufig gespielten Variationen und Fuge über ein lustiges Thema von J.A. Hiller op 100 auf.

So heiter und leichtfüßig das Thema des Haydn-Zeitgenossen daherkommt, so viel wird den Musikern in den 11 Variationen, die durch verschiedenste Stilrichtungen und Gemütszustände führen, abverlangt. Sämtliche Herausforderungen meisaterte das Orchester bravourös, schwelgte duch das Allegretto con grazia, tänzelte im Tempo die Minuetto, wirbelte durch das höchst dramatische Allegro appasionato und zog lange Spannungsbögen durch die Fuge. So sorgte Reger einmal mehr für rege Begeisterung.

Anders als dieser ist Schumann heute weit mehr durch Klavier- und Kammermusik, Symphonik und Lieder bekannt als durch geistliche Werke. Doch nachdem in den vergangenen Jahrzehnten auch die weltliche Chorsymphonik in gewissem Maße entdeckt wurde, kommen auch seine beiden am stärksten geistlichen Werke, das Requiem und die Missa Sacra, wieder in die Konzertsäle zurück. Ganz zu Recht, wie die eindrucksvoll-packende Interpretation der Missa Sacra op. 147 durch die Philharmoniker, den Philharmonischen Chor und den Opern­chor (Einstudierung: Lam Tran Dinh und Vinzenz Weissenburger) bewies.

Auch hier überzeugte der Kontrastreichtum: Flehentlich und tieftraurig gelang das Kyrie, opulent-jubilierend das Gloria. Für das hitverdäch­tige Pleni sunt coeli im Sanctus wählte Fritzsch ein erfreulich rasches Tempo, verlangte von den Ausführenden aber gleichzeitig höchste rhythmische Präzision, sodass die zahlreichen Synkopen optimal zur Geltung kamen und für den oft so typischen Schumann-Swing sorg­ten. Gemeinsam mit dem Sanctus (mit Solo-Einschüben von Hojoon Lee, Tenor, und Sang Youf Kim, Bass) bildet das solistische Offertorium Herzstück und Höhepunkt des Werkes. Hier begeisterte die 26-jährige Aleksandra Olzyk mit glockenheller, von Leichtigkeit und Intensität geprägter Sopranstimme, die sich mit Solocello und Orgel zu einer ideal homogenen Einheit verband. Zu Recht hielt der Schlussapplaus lange an – und die Konzertwiederholung am heutigen Abend kann wärmstens empfohlen werden.

Zuletzt geändert am 28.07.2016